Montag, 12. Mai 2008

Das Ende der Kiezkiebitze

Trafik, Tabak, Kiosk… Oder Bude, so hieß der kleine Laden in der Waisenhausstraße, dessen Inhaber eine KZ-Nummer am Arm hatte und uns Kinder in Gern mit Eis und anderen Süßigkeiten versorgte, während mein Vater sich dort mit Zigaretten und Zeitungen eindeckte. Auf der anderen Straßenseite, hundert Meter weiter, war der Laden von Frau Rauch, die neben Schreibwaren auch eine Leihbücherei anbot – mein erstes Paradies und meine erste Arbeitgeberin, denn ich verteilte für sie auch Handzettel in den Altersheimen der Umgebung. Daneben gab es noch Bäcker, Metzger, die ganze kommerzielle Kiezkultur, von der heute kaum mehr was übrig ist. Überall nur noch Getränkemärkte und Videotheken in meinem alten Viertel. Mit ein Grund, daß ich nur sehr ungern in die Straßen meiner Kindheit zurückkehre.

Mein Uni-Viertel ist dagegen ganz anders. Da fallen Getränkemärkte und Videotheken nicht weiter auf, weil es immer noch genug andere Händler und Handwerksmeister gibt. Nur die Kioske sterben da auch aus, werden – wie in der Schellingstraße – nach 25 Jahren herausgekündigt oder verwandeln sich in der Barer Straße unter den Fittichen der Ed-Moses-Mannschaft in eine Kaffeelounge namens Valderama. (Der namengebende Fußballspieler heißt übrigens Valderrama!)
Zigaretten und Zeitungen gibt's da immer noch, nur wissen sie zum Beispiel nicht, was der „Focus“ kostet und schaffen es selbst durch langes Starren auf die Titelseite nicht herauszukriegen, wo nun der Preis steht. Ganz davon zu schweigen, daß so ein trendiger eine trendige Trafik nicht mehr die Klatsch- und Kommunikationszentrale ist, die die alten Traffikanten boten.

Update: Soeben den schlechtesten Mango-Lassi meines Lebens im Valderama getrunken...

4 Kommentare:

F. Kapinski hat gesagt…

zeit wieder eine traffik-station anzubieten.

Blog Queen hat gesagt…

Wer trinkt auch im Kiosk Mango-Lassi... da hab ich echt kein Mitleid!

Dorin hat gesagt…

Du weißt nicht, wie man sich schnell erfrischt und selbst beglückt. Ein Mango-Lassi zum Mitnehmen und die Sonne scheint zumindest im Herzen wieder. Mache ich im Sasou dauernd.

Blog Queen hat gesagt…

Was meinen Kommentar lediglich bestätigt, handelt es sich doch wenigstens um einen Asiaten und nicht einen Zeitungsladenbesitzer... tsts.