Nice Bastard Blog
Disorderly conduct in Munich
Samstag, 14. Juni 2025
Montag, 9. Juni 2025
Wochenplan (Updates)
Montag, 2. Juni 2025
Wochenplan (Updates)
Montag, 26. Mai 2025
Rewe to go: In München zur rechten Zeit falsch unterwegs
Sonst kennt man die von der Konzerntochter Lekkerland betriebene Kette als Experten für Unterwegs-Konsum und Convenience-Food an Aral-Tankstellen und Bahnhöfen. Spezialität: Täglich rund um die Uhr geöffnet zu sein. Im Grunde ein Späti.
In München gab es bereits einmal den Versuch, einen Rewe to go an einem normalen Standort zu etablieren: am Kurfüstenplatz. Es müßte 2017 gewesen sein. An der Ecke Belgrad- / Hohenzollernstraße, in dem Neubau, wo früher das legendäre Zum-Zum-Haus stand. Doch während an Tankstellen, Bahnhöfen und Flughäfen Ausnahmen vom Ladenschlussgesetz erlaubt sind, galten am Kurfürstenplatz die strengen Vorgaben der allgemeinen Ladenschlusszeiten: Kein Kundenverkehr zwischen 20 und 6 Uhr oder sonn- und feiertags.
Rewe probierte es mit einem Kniff und bezeichnete seine To-go-Filiale im Herzen Schwabings als gastronomische Einrichtung. Und damit befreit von den Gängelungen des Ladenschlussgesetzes. Das Kreisverwaltungsreferat sah es damals aber noch recht engstirnig: „Für die betreffende Filiale lag keine gaststättenrechtliche Hauptnutzung vor, die es ermöglicht hätte, das angebotene Warensortiment nach Ladenschluss über die Straße abzugeben. Das Gaststättengesetz, das eine Abweichung von den Ladenschlusszeiten für Schank- und Speisewirtschaften im Einzelfall zulässt, war hier nicht anwendbar.“ Entsprechend „informierte“ man Rewe von Amts wegen und die Filiale ward bald Geschichte.
Acht Jahre später hat München eine neue Kreisverwaltungsreferentin und auch bei der Anwendung des Ladenschlussgesetzes geschah Erstaunliches, wovon die über hundert neuen Spätis zeugen. Um dem Gaststätten- statt Ladenschlussgesetz zu unterliegen und damit nachts oder sonntags öffnen zu dürfen, reicht es für ein Geschäft längst, Getränke oder Speisen irgendwie auch zum Verzehr vor Ort anzubieten und sei es nur auf einem winzigen „Verzehrbrett“.
Der künftige Rewe to go am Stachus bietet weit mehr als nur ein Brett: die „Snacks, Speisen und Kaffeespezialitäten“ wird man nicht nur mitnehmen, sondern im Laden genießen können: „Die Verkaufsfläche von rund 220 Quadratmetern bietet uns am Stachus die Möglichkeit, einen gemütlichen Sitzbereich zu integrieren, in dem Speisen, Snacks und Getränke verzehrt werden können.“
Schließlich lautet der Markenkern von Rewe to go auch: „Schnelle Mahlzeiten oder spontane Besorgungen, die einfach immer und überall dazwischen passen. Auf dem Weg zur Arbeit. In der Mittagspause. Freitag nach Feierabend oder Sonntag vor dem Frühstück.“
Also High Life für die zahllosen Touristen, Kinogänger und Nachtschwärmer, die die Stachus-Passagen nicht nur werktagsüber, sondern gerade auch sonntags, abends und bis in die Nacht hinein bevölkern? Von wegen. Seinen künftigen Rewe to go am Karlsplatz plant Lekkerland als herkömmliches Geschäft. Er wird von Montag bis Samstag nur zwischen 6 und 20 Uhr aufsperren. Man verzichtet auf das Schlupfloch des Gaststättengesetzes.
Also doch kein Gamechanger in der Unterführung, sondern höchstens für die Kette, die sonst an nahezu allen anderen Standorten in der Regel täglich rund um die Uhr auf hat – oder halt so lange, wie die beherbergende Tanke selbst geöffnet ist.
Das Vorbild für München scheint die deutlich kleinere Rewe-to-go-Filiale in der Düsseldorfer Innenstadt zu sein. Auch sie beugt sich den allgemeinen Ladenschlusszeiten, nur dass die Geschäfte in Nordrhein-Westfalen eben bis 22 Uhr auf haben und nicht bereits um 20 Uhr zusperren müssen. Der Rewe to go in der Frankfurter Kaiserstraße dagegen hat auch sonntags geöffnet. Wobei die Kaiserstraße der Szene am Stachus wohl auch eher entspräche. Aber von so einem Flagship Rewe to go können wir Münchner nur weiter träumen.
Wochenplan (Updates)
Donnerstag, 22. Mai 2025
Der teuerste Titel im Popa-Verlag
Dienstag, 20. Mai 2025
Für mehr Existenz als Minimum: Ermäßigungen und Gebührenbefreiungen bei Bezug von Grundsicherung
Es gibt für diese Menschen, ob beispielsweise Alleinerziehende, Arbeitslose, Kranke, Aufstocker oder Freiwilligendienstleistende aber auch gezielte Vergünstigungen, die die Teilhabe am Leben nachhaltig erleichtern. Manchmal sogar freien Eintritt, was etwa das Lenbachhaus oder das Jüdische Museum zu Dritten Orten macht.
Die bekannteste Vergünstigung für Einkommensschwache ist die Befreiung vom Rundfunkbeitrag, weil der entsprechende Antrag automatisch dem Leistungsbescheid angehängt ist. Andere Ermäßigungen oder gar Gebührenbefreiungen sind dagegen weniger bekannt. Daher lege ich hier eine Liste an, die laufend ergänzt werden wird.
Der Schwerpunkt liegt auf München, das Menschen in prekären Verhältnissen besonders teuer kommt. In der Landeshauptstadt sind derzeit etwa 60.000 München-Pässe im Umlauf, im Landkreis München 2.369. Aber in ganz Bayern beziehen beispielsweise rund 450.000 Menschen Bürgergeld, wobei das nur ein Teil der berechtigten Nutzer*innen von Stadt- oder Landkreis-Pässen wäre. Wie viele Stadt- und Landkreis-Pässe im gesamten Freistaat nun ausgegeben wurden, bleibt offen. Das Bayerische Sozialministerium erhebt dazu keine Zahlen, da es eine kommunale Angelegenheit wäre. Der Bayerische Gemeindetag ließ zwei schriftliche Anfragen dazu unbeantwortet. Der von mir angefragte Wohlfahrtsverband der Caritas betrachtet sich in dieser Frage überhaupt nicht als zuständig. Laut dem Sozialverband VdK existiert keine landesweite Statistik der ausgegebenen Stadt- und Landkreis-Pässe: „Sie sind von Kommune zu Kommune auch höchst unterschiedlich ausgestaltet (welche Leistungen? wer hat Anspruch?) bzw. werden auch nicht überall angeboten.“
Aber nehmen wir allein die 62.369 Pässe in und um München. Demgegenüber stehen 24 Leute, die in der laufenden Spielzeit im Gärtnerplatztheater mit einem kommunalen Sozial-Pass eine ermäßigte Eintrittskarte bekamen, 219 im Nationaltheater, um die 72 im Residenztheater und ganze drei bei der Theaterakademie August Everding. Die städtischen Kammerspiele, die auch mit München-Pass einen Vorverkauf gewähren, haben an diese Zielgruppe in der laufenden Spielzeit 373 ermäßigte Eintrittskarten verkauft, das städtische Volkstheater 223 Eintrittskarten.
Die Diskrepanz zwischen Berechtigten und tatsächlich das Angebot Nutzenden liegt bei den Münchner Staatstheatern sicher auch an den weiter unten unter Theater aufgeführten Einschränkungen, um überhaupt zum Zuge zu kommen. Denn das ist mit einem Städte- oder Landkreis-Pass am National-, Residenz- oder Gärtnerplatztheater nur unmittelbar vor den Vorstellungen an den Abendkassen möglich ist. Die städtischen Münchner Bühnen wie auch die Staatstheater in Augsburg, Nürnberg und Regensburg bieten dagegen Eintrittskarten für Einkommensschwache auch im Vorverkauf an.
Der Artikel wird laufend aktualisiert. Im Rahmen meiner Möglichkeiten werde ich diesen Beitrag auch um Angebote im ganzen Bundesgebiet ergänzen. Für Ergänzungen und Korrekturen via Kommentar bin ich dankbar. Insbesondere da bei der Recherche für diese Liste auffällt, dass die zuständigen Pressestellen der Behörden und Institutionen sehr zurückhaltend scheinen, selbst einfachste Anfragen zu dem Thema zu beantworten.
Amazon Prime
Analog der Gebührenbefreiung beim Rundfunkbeitrag bietet Amazon seit dem Jahr 2021 ein zumindest ermäßigtes Abomodell an. Statt 8,99 Euro monatlich (oder 89,90 Euro im Jahr) zahlt man bei Bezug von Grundsicherung nur 4,49 Euro monatlich.
Arzneimittel
Münchner Apotheken haben sich bereit erklärt, verschreibungsfreie Medikamente, die von der Krankenkasse nicht übernommen werden, an bedürftige Münchner*innen vergünstigt abzugeben. Nach ärztlicher Rücksprache läßt man sich ein sogenanntes Grünes Rezept oder Privatrezept ausstellen. In einer der an dem Projekt Medikamentenhilfe teilnehmenden Apotheken legt mensch dann das Rezept sowie den München-Pass vor. Daraufhin gibt es das verschreibungsfreie Medikament zu einem vergünstigten Preis.
Banken
Die Stadtsparkasse München bietet bei Vorlage des München-Passes ihr München-Giro Premium für 4,95 Euro statt 11,95 Euro an. Es gäbe mit dem München-Giro zwar noch ein günstigeres Kontomodell für 2,95 Euro, das aber durch gesondert zu zahlende Buchungsposten (Gutschriften, Lastschriften, Daueraufträge, Zahlungen mit der Sparkassen-Card über zehn Euro …) à 0,49 Euro bzw. 0,50 Euro (Kontoauszüge am SB-Terminal) schnell sehr viel teurer ausfallen kann. Im Giro Premium ist alles inklusive.
Computer
Münchner*innen über 60, die Sozialleistungen beziehen und einen München-Pass besitzen, können sich den Kauf eines Computers, Laptops oder Tablets mit 250 Euro bezuschussen lassen.
Führungszeugnis
Das Münchner Kreisverwaltungsreferat verzichtet auf die Gebühr in Höhe von 13 Euro für die Bestellung eines Führungszeugnisses beim Bundesamt für Justiz. Auf der Webseite des KVR ist das etwas versteckt und verklausuliert formuliert: „Bei mittellosen oder ehrenamtlich tätigen Personen kann im Einzelfall bei Vorlage entsprechender Nachweise eine Befreiung von der Gebühr beantragt werden.“ Faktisch reicht es, beim Termin im Bürgerbüro am Schalter darauf hinzuweisen und zu belegen, dass man Grundsicherung bezieht. Der Leistungsbescheid wird dabei gegenüber dem München-Pass als Nachweis bevorzugt. Laut KVR-Pressestelle ist sogar „die Vorlage des München Passes in der Regel nicht ausreichend“.
Diese Gebührenbefreiung gilt bundesweit, denn das „Bundesamt für Justiz kann gemäß § 10 Justizverwaltungskostengesetz (JVKostG) auf Antrag ausnahmsweise, wenn dies mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse des Zahlungspflichtigen (Mittellosigkeit) oder sonst aus Billigkeitsgründen geboten erscheint (besonderer Verwendungszweck), die Gebühr ermäßigen oder von der Erhebung der Kosten absehen. Die Mittellosigkeit wird bei Bürgergeld-Empfängerinnen und Empfängern angenommen, sodass die Gebührenbefreiung gewährt wird. Die Gebührenbefreiung für Bürgergeld-Empfängerinnen und Empfänger gilt damit bei allen Antragsstellungen – sei es über die Kommune oder über das Online-Antragsformular des Bundesamts für Justiz. “
Welche weiteren Leistungen im Kreisverwaltungsreferat bei Bezug der Grundsicherung ermäßigt oder gebührenfrei sind, wollte das KVR auf Anfrage nicht detailliert verraten und verwies nur allgemein auf die jeweiligen Gesetze, denen das zu entnehmen sei.
Kino
Im ABC und den Leopold-Kinos zahlt man mit München-Pass zehn statt zwölf Euro Eintritt.
Mit dem München-Pass zahlt man im Arena, Monopol-Kino, Neuen Maxim und Rio-Palast nur 9,50 Eintritt statt 11,50 bzw. 12,50 Euro sowie im Lichtspielhaus Fürstenfeldbruck neun statt elf Euro.
Das Studio im Isabella ermäßigt bei München-Pass-Inhaber*innen den regulären Eintrittspreis von elf Euro auf 9,50 Euro.
Im Neuen Rottmann und im Kino Solln erhält man als Arbeitsloser bzw. mit dem München-Pass einen Euro Rabatt.
Im Theatiner zahlen Arbeitslose und Inhaber*innen des München-Passes sechs statt zehn bzw. elf Euro.
Konzerte
Für Konzerte des BR-Klangkörpers (Chor und Symphonieorchester) erhalten Münchner*innen gegen Vorlage des München-Passes ermäßigte Eintrittskarten zu zehn Euro im Vorverkauf (auch möglich im Webshop nach erfolgreicher Registrierung).
Mit dem München-Pass gibt es für Auftritte der Münchner Philharmoniker ermäßigte Eintrittskarten zu elf Euro im Vorverkauf.
Museen
Erwerbslose zahlen im BMW-Museum acht statt 14 Euro Eintritt.
Im Deutschen Museum zahlt mensch mit München- oder Landkreis-Pass acht statt 15 Euro Eintritt.
Im Haus der Kunst zahlt mensch mit dem München-Pass fünf Euro Eintritt statt neun bis 15 Euro. An jedem letzten Freitag im Monat ist Open Haus mit freiem Eintritt von 16 bis 22 Uhr.
Im Jüdischen Museum hat mensch mit München-Pass freien Eintritt.
In der Kunsthalle zahlen Arbeitslose acht statt 18 Euro Eintritt.
Freier Eintritt mit dem München-Pass im Lenbachhaus.
Die staatlichen Häuser wie die Pinakotheken, das Museum Brandhorst, das Bayerische Nationalmuseum oder das Deutsche Theatermuseum führen zwar auf einer langen Liste detailliert auf, wer alles kostenlos rein darf, vom Diplomaten bis zum Ordensträger, von Studierenden der bildenden Kunst bis zu Lehrkräften, aber für die Inhaber*innen von Städte- oder Landkreis-Pässen gibt es nicht einmal einen ermäßigten Eintritt. Es gibt aber sonntags für alle Besucher*innen einen ermäßigten Eintritt für einen Euro.
Schwimmbäder
Mit dem München-Pass zahlt mensch in den Hallenbädern der Stadtwerke München zwischen 3,90 und 5,80 Euro Eintritt je nach Schwimmbad. In den Freibädern gilt freier Eintritt.
Stadtbibliothek
Sozialhilfeempfänger zahlen bei der Münchner Stadtbibliothek statt jährlich 20 Euro oder sieben Euro im Vierteljahr nur zehn bzw. vier Euro. Über das digitale Angebot kann mensch so auch die „Süddeutsche Zeitung“, „Abendzeitung“ und viele weitere Zeitungen und Zeitschriften aus aller Welt lesen.
Theater
In München zeigt sich bei den Ermäßigungen eine deutliche Diskrepanz zwischen städtischen Bühnen und den staatlichen Häusern. In den städtischen Kammerspielen kostet der Eintritt bei Besitz des München-Passes acht Euro – auch im Vorverkauf. Online kann man bei Verfügbarkeit zu dem Preis auch einen Platz in der ersten Reihe buchen.
Im städtischen Münchner Volkstheater zahlen Arbeitslose und Inhaber*innen des München-Passes gegen Vorlage des jeweiligen Berechtigungsausweises für eine Karte im Vorverkauf 8,50 Euro und an der Abendkasse sechs Euro (ausgenommen Fremdveranstaltungen wie Lesungen oder Konzerte). „Die Platzierung der Karten legt das Theater fest“, aber bestellt man online, kann man sich eine ermäßigte Karte zu 8,50 Euro auch in der ersten Reihe aussuchen, soweit der Platz verfügbar ist.
Die Münchner Staatstheater sind dagegen weitaus restriktiver. Man könnte fast glauben, der Staatsminister will kein prekäres Publikum in seinen Häusern haben. Die veröffentlichten Vorgaben des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst bei den Benutzungsbedingungen der Bayerischen Staatstheater sehen erst einmal keine Benachteiligung von Einkommensschwachen vor, sondern behandeln sie wie etwa Jugendliche, Azubis, Schüler*innen, Studierende oder Behinderte. Das Staatstheater Augsburg setzt das im Vorverkauf (30 Prozent Ermäßigung) oder bei seinen Standby-Tickets für neun Euro am Vortag auch entsprechend um. Das Staatstheater Nürnberg bietet den Inhaber*innen des Nürnberg-Passes sogar 50 Prozent Ermäßigung im Vorverkauf. Beim – künftig staatlichen – Theater Regensburg erhalten Stadtpass- und Landkreispass-Inhaber*innen 50 Prozent Nachlass im Freiverkauf und Last-Minute-Tickets zu sechs Euro an der Abendkasse.
In der Auslegung der Münchner Staatstheater wird dagegen recht scharf zwischen allgemeinen Ermäßigungen und Einkommensschwachen unterschieden. Was wohl an einer internen Verordnung des Kunstministeriums liegt. Auf meine schriftliche Anfrage nach dieser Verordnung antwortet mir das Ministerium hinsichtlich der ermäßigten Tickets für Besitzer*innen von Städte- oder Landkreis-Pässen: „Sie können in der Regel 15 Minuten vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse Karten erwerben. Die Regelung zur Abendkasse gilt generell bayernweit für alle Staatstheater. In der Praxis gibt es beispielsweise durch besondere lokale Gegebenheiten oder die Größe der Theater Unterschiede in der Umsetzung und den spezifischen Ermäßigungen.“
Zum Vergleich: das Nationaltheater hat 2101 Sitzplätze und das Residenztheater 881 Sitzplätze. Regensburg 520, Augsburg 945, und Nürnberg 1421 Plätze in der Oper und 537 Plätze im Schauspielhaus. Die größeren Häuser in München sind also gegenüber Einkommensschwachen strenger als die kleineren in Augsburg, Nürnberg und Regensburg.
Das prekäre Publikum wird in München wie Kurzentschlossene behandelt und kann nur darauf hoffen, unmittelbar vor Beginn der Vorstellung an der Abendkasse vielleicht noch eine Restkarte zu ergattern oder unverrichteter Dinge wieder heimfahren zu müssen. Wenn man Glück hat, bekommt man so aber auch sehr gute Plätze, die reserviert waren und nicht abgeholt wurden.
Die drastische Unterscheidung zwischen Einkommensschwachen und anderen Ermäßigungskategorien ist besonders kurios, wenn man bedenkt, dass Freiwilligendienstleistende auch Anspruch auf Städte- oder Landkreis-Pässe haben. Aber nur als BFDler oder FSJler können sie beispielsweise am Residenztheater oder in der Theaterakademie im Unterschied zu den anderen Pass-Nutzer*innen bereits im Vorverkauf zugreifen. Mit dem Städte- oder Landkreis-Pass dagegen erst an der Abendkasse.
Die Vorstellung, dass Besitzer*innen von Städte- oder Landkreis-Pässen wie in Augsburg, Nürnberg und Regensburg auch an Münchner Staatstheatern im Vorverkauf an die Reihe kommen beziehungsweise meine Recherche zu dem Thema wird in einem Münchner Haus ausdrücklich als überzogenes „Anspruchsdenken“ kritisiert.
In einem anderen Kontext sind einkommensschwache Menschen plötzlich doch willkommen. Die „unsichtbare Barriere bei klassischen Kulturinstitutionen“ war Thema einer Pressekonferenz am 27. Mai 2025, bei der Max Wagner, der Geschäftsführer der Beisheim-Stiftung, ein Pilotprojekt vorstellte, mit dem man Hiercharchien bei der Nutzung Münchner Kultureinrichtungen abbauen und einen niedrigschwelligen Zugang fördern will. Die nächsten drei Jahre erhalten drei Institutionen einen insgesamt siebenstelligen Betrag, um ihre Häuser als Dritte Orte weiter zu öffnen.
Mit dabei ist auch das Nationaltheater mit Staatsoper und Staatsballett. Staatsintendant Serge Dorny betonte bei dem Pressetermin zu den Dritten Orten, dass man mit Hilfe dieser Gelder und der Öffnung der Apollon Foyers tagsüber als Aufenthaltsort für Münchner*innen auch ein Publikum für die Aufführungen im Nationaltheater gewinnen wolle, „das Angst vor dem ersten Schritt“ habe. Man wolle nicht mehr nur gelegentlich Oper für alle umsonst und draußen oder im Stream, sondern wolle das Nationaltheater selbst als „Utopie für alle“ öffnen und allen Menschen auf Augenhöhe begegnen. Klingt gut, wenn man damit Fördergelder erhält. Was sich nicht ändert, sind die viele ausschließenden Regeln beim Vorverkauf für Vorstellungen im Haus:
Während Kinder und Erwachsene unter 30 ermäßigte Karten für die Bayerische Staatsoper und das Staatsballett im Nationaltheater vorab kaufen können, haben die Inhaber*innen von Sozial-Pässen aller bayerischen Städte nur an der Abendkasse eine Stunde vor Vorstellungsbeginn die Möglichkeit, eine Restkarte ab zehn Euro zu erwerben. Bei den vergünstigten Karten ist keine freie Platzwahl möglich, die ermäßigten Karten werden automatisch zugeteilt. In der laufenden Spielzeit haben 219 Menschen das Angebot an der Abendkasse genutzt.
Ähnlich im Staatstheater am Gärtnerplatz. Inhaber*innen des München-Passes erhalten an der Abendkasse eine Stunde vor Vorstellungsbeginn ermäßigte Restkarten für zehn Euro. In der laufenden Spielzeit haben 24 Menschen das Angebot an der Abendkasse genutzt.
Weit strenger geht es im Residenztheater zu: Schüler*innen, Studierende, Auszubildende und Freiwilligendienstleistende bis zum vollendeten 30. Lebensjahr erhalten ermäßigte Karten für zehn Euro im Vorverkauf. Wer etwa auf Grundsicherung oder andere Sozialleistungen angewiesen ist, hat dagegen nur an der Abendkasse eine Chance. Diese öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Die ermäßigten Karten zu zehn Euro für Inhaber*innen des München-Passes kommen aber laut Webseite des Staatsschauspiels erst „ab ca. 30 Minuten“ vor Beginn der Vorstellung nach Verfügbarkeit in den Verkauf, wie auf einer Resterampe.Wenn ich mich an das Gespräch richtig erinnere, haben in der laufenden Spielzeit rund 72 Menschen das Angebot an der Abendkasse genutzt.
Montag, 19. Mai 2025
Traumtagebuch (24): Neue Freundin, neues Notebook
Frühmorgens im Bett. Ich habe die erste Nacht bei ihr verbracht. Sie pendelt zwischen Bad und Schlafzimmer, bereits angezogen, und macht sich für die Uni oder Arbeit fertig. Ich liege noch nackt zwischen den Laken und weiß nicht, ob ich liegen bleiben darf oder auch aufstehen und verschwinden muss.
Sie kommt zu mir, ein Notebook in der Hand, und zeigt mir das Foto eines Grundschulkindes. „Sahst Du in dem Alter auch so aus?“, fragt sie, gibt mir den Computer und verschwindet wieder im Bad. So ein Notebook habe ich noch nie gesehen. Der Monitor besteht aus einzelnen, Smartphone-großen Screens, die lose verbunden sind und man irgendwie ausbalancieren muss, damit die vier einzelnen Bildschirme einen großen bilden. Woran ich beständig scheitere. Die Einzelteile schwingen hin und her, ohne dass ich sie zusammenbringe.
Auch die Tastatur ist ungewöhnlich. Ein eigenes, metalliges Device. Aber ohne Tasten, sondern mit eingravierten Zeichen und Symbolen, die zum Teil den üblichen Buchstaben und Sonderzeichen entsprechen, manchmal aber auch Symbole für Shortcuts enthalten.
Ich will meinen Blog aufrufen, um ihr ein Foto von mir als Kind heraiuszusuchen. Statt der langen URL https://nice-bastard.blogspot.com entscheide ich mich für das kürzere www.dorinpopa.de, abr selbst da scheitere ich, die richtigen Tasten für die Buchstaben zu finden.
Wochenplan (Updates)
Mittwoch, 14. Mai 2025
Der grüne Knoblauch
So wie in Bayern das Radieserl gehören in Rumänien die Knoblauchstengel zu jedem Brotzeitbretterl neben Wurst und Käse. Serviert mit einem Schälchen Salz, in das man den Stengel immer tupft, bevor man abbeißt. Aber auch bei warmen Mahlzeiten wird der Knoblauch als Vorspeise serviert.
Derart auf den Geschmack gekommen, wollte ich auch daheim in Deutschland den Genuss erleben. Aber ich konnte jahrelang auf keinem Münchner Markt den Frühlingsknoblauch entdecken. Ein einziges Mal wurde ich am Elisabethmarkt fündig. Das war wohl ein Ausnahmefall, denn seitdem gab es ihn am selben Marktstand nicht mehr.
In letzter Zeit habe ich die Suche aufgegeben. Vielleicht hat sich angesichts zehntausender Rumän*innen in München das Angebot verbessert. Aber als ich zufällig auf Facebook entdeckte, dass der Neufahrner Minimarkt La Românul gestern frisches Gemüse aus Rumänien erhalten hat, bin ich sofort hingefahren.
Usturoi, das rumänische Wort für Knoblauch, ist übrigens ein lustiges Wort. Das rumänische Verb ustura bedeutet nämlich jucken, stechen, brennen und ist wiederum auf den türkischen Ausdruck für Rasiermesser zurückzuführen. Das Substantiv existiert ähnlich auch im Armenischen, Persischen oder auf Hindi.